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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1888 - Wiesbaden : Kunze
96 Zweite Periode des Mittelalters. die sich in den Niederlanden festgesetzt hatten, in ihrem festen Lager bei Löwen 891 an und bereitete ihnen eine so vollständige Niederlage, daß ihre Einsälle in das Reich in der Folge unterblieben. Ebenso besiegte er den mährischen Herzog Zwentibold (Swatopluy, der Böhmen an sich gerissen hatte, mehrere Male. Dazu hatte er sich der Hilfe der U n g a r n oder Magyaren, eines finnischen Nomadenstammes , bedient, der sich zwischen Donau und Karpaten niederließ und bald ein neuer gefährlicher Feind für das deutsche Reich wurde. Arnulf eilte auch zweimal nach Italien, wo er sich zum Oberherrn des Landes machte. Auf dem zweiten Zuge (895) empfing er in Rom die Kaiserkrone. Krank aus Italien zurückgekehrt, starb er 899. Ihm folgte sein sechsjähriger Sohn Ludwig das Kind 899—911, für den der Erzbischof Hatto von Mainz die vormundschastliche Regierung führte und mit strenger Hand die Ordnung im Reiche zu wahren suchte. Denn es war eine schlimme Zeit, und man wandte mit Recht aus Deutschlands Lage den Spruch des weisen Salomo an: „Wehe dem Lande, des König ein Kind ist." Die alten Reichsfeinde, die Dänen und Slawen, beunruhigten die Grenzländer, die Ungarn brachen nach Art der Hunnen von Osten her ein, suchten Bayern und Schwaben wiederholt grausam heim und zogen verheerend bis Thüringen und Sachsen. Im Innern herrschte Zügellosigkeit und blutige Fehde unter den Großen. Diese rissen die Krongüter an sich und übten unumschränkte Gewalt. Die von Karl dem Großen abgeschaffte Herzogswürde tauchte wieder auf, und es bildeten sich die Herzogtümer Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben und Bayern. Mit dem Tode Ludwigs Ii. erlosch 911 das Karolingerhaus in Deutschland. §. 19. lonmtf I. uon Imnreii 911 — 918. Die färsistfrfieii Kaiser 919—1024. 1. Konrad I. von Franken 911—918. Nach dem Tode des letzten deutschen Karolingers traten die Herzöge von Sachsen und Franken mit andern Großen des Reiches zu Forchheim an der Rednitz zusammen, um dem Reiche ein neues Oberhaupt zu geben, das die Macht besitze, dasselbe gegen innere und äußere Feinde zu schützen. Seitdem blieb Deutschland ein Wahlreich bis zu seiner Auflösung 1806, und erst im Jahre 1871 wurde die Kaiserkrone wieder erblich. Der mächtige Herzog Otto der Erlauchte von Sachsen lehnte die ihm angetragene

3. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1888 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode des Mittelalters. der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter. Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft. Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1. Konrad Ii. 109 Griechen bis zur Südspitze Italiens zurück. Dann setzte er die Normannen zu Hütern der südlichen Grenzmark seines Reiches ein. Nachdem die Unterwerfung des Reiches vollendet und die Grenzen gesichert waren, ging Heinrich mit dem Plane um, einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Da starb er 1024 kinderlos auf seiner Pfalz Grona bei Göttingen. Er wurde in seiner Lieblingsstiftung, in der Domkirche zu Bamberg, beigesetzt, wo später auch seine Gemahlin Kunigunde (§. 23, 5) ihre Ruhestätte fand. Heinrich war ein frommer Fürst und der Kirche bis zu seinem Tode treu ergeben; dabei hat er die kaiserlichen Rechte gewahrt und selbst in Rom die Schirmvogtei mit strenger Hand geübt. Die Kirche hat später (1146) ihn samt seiner Gemahlin heilig gesprochen. Mit Heinrich Ii. erlosch das erlauchte sächsische Kaiserhaus. §. 20. 3)iß frnnfoifcsien oller fatifrfien laifec 1024—1125. 1. Konrad Ii. 1024 — 1039. Nach Heinrichs Ableben versammelten sich im September 1024 die deutschen Völkerstämme unter ihren Herzögen an den Ufern des Rheins zwischen Mainz und Worms zur neuen Kaiserwahl. Man fragte lange hin und her nach dem Tüchtigsten und beschränkte die Wahl auf immer engere Kreise, bis endlich zwei Männer herausgefunden wurden. Beide hießen Konrad, waren Vettern, gleich tüchtig, der eine älter, der andere jünger, und stammten von Otto dem Franken ab. Beide besprachen sich jetzt unter einander und kamen dahin überein, daß der Nichtgewählte die durch die Fürsten vollzogene Wahl des andern gutheißen wolle. Als nun zur Wahl geschritten wurde, gab der Erzbischof von Mainz, welchem die erste Stimme zukam, diese dem älteren Konrad, und alle geistlichen und weltlichen Großen folgten seinem Beispiele. Auch Konrad der Jüngere stimmte bei und nannte ihn seinen Herrn und König. Nachdem die Wahl entschieden war, trat die Witwe Kaiser Heinrichs Ii., die fromme Kunigunde, mit den Reichskleinodien herzu, überreichte sie den Fürsten, und Konrad wurde noch am nämlichen Tage zu Mainz gekrönt. Aus dem Wege zum Dome umdrängten ihn viele Hilfeflehende; die Bischöfe wurden über diesen Verzug unwillig, Konrad aber sprach laut: „Es ist meine erste Pflicht, Gerechtigkeit zu üben, es fei mir bequem oder nicht!" Diesem edlen Grundsätze blieb er allezeit treu. Konrad war eine derbe, kräftige Natur, leutselig gegen die Guten,

5. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

6. Geschichte des Mittelalters - S. 236

1888 - Wiesbaden : Kunze
236 Vierte Periode des Mittelalters. Eberhards des Greiners Sohn, den Grafen Ulrich von Württemberg in der Schlacht bei Reutlingen 1377. Karl erlebte kurz vor seinem Tode 1378 noch die Freude, daß sein Sohn Wenzel zu seinem Nachfolger erwählt wurde. Nun schienen Macht und Glanz des luxemburgischen Hauses, wofür er gelebt und gewirkt hatte, dauernd begründet zu sein. 4. Die letzten luxemburgischen Kaiser. Wenzel 1378 — 1400 war nicht ohne Bildung und zeigte im Anfang seiner Regierung auch die Absicht, den wilden Ausbrüchen des Faustrechts und den in der Kirche entstehenden Spaltungen entgegenzutreten ; aber es fehlte ihm an der nötigen Umsicht und Thatkraft. Da er nicht gleich mit Erfolg durchdringen konnte, zog er ein bequemes Leben den Reichsgeschästen vor, überließ sich dem Müßiggang, wurde jähzornig, grausam und fand nur noch Gefallen an wüstem Jagdleben und zügellosem Treiben. In seiner Umgebung befand sich gewöhnlich eine Koppel großer Jagdhunde, unter deren Bissen sogar seine erste Gemahlin Johanna von Bayern (§. 42, 10) ihr Leben aushauchte. Brandenburg überließ er seinem geldbedürftigen Bruder Sigismund als Lehen, der die Mark seinem Vetter Jobst von Mähren bis zu dessen Tode 1411 verpfändete. In Süddeutschland wütete während seiner Regierung der große Städtekrieg (1377 — 1388), ohne daß Wenzel thatkräftig für die Beilegung desselben auftrat. Die unter seinem Vater und nach dessen Tode entstandenen einzelnen Städtebündnisse in Schwaben, Franken, am Rh ein und in Hessen schlossen sich nämlich zur Wahrung des Landfriedens und zum Schutze vor dem Raubadek, der vom Wegelagern (vom Stegreif) lebte, zu einem großen, über 70 Städte umfassenden Stä dtebun d zusammen, dem auch die Schweizer Eidgenossenschaft beitrat. Die Folge war, daß die Ritterschaft nun auch Ritterbündnisse, wie den Schlegler-, Löwen-, St. Georgsbund re. bildete. Bald gerieten beide Bündnisse in hartnäckige und grausame Kämpfe miteinander, fodaß Gesetzlosigkeit und Faustrecht die schlimmsten Zustände im Reiche herbeiführten. Als Leopold Iii. von Östreich in der Schweiz die östreichische Herrschaft wieder ausrichten wollte, wurde er von der Eidgenossenschaft bei Sempach 1386 besiegt (§. 35, 2) und fiel mit einem großen Teil der östreichischen Ritterschaft. Der Erfolg der Schweizer trieb auch die freiheitsliebenden

7. Geschichte des Mittelalters - S. 309

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 309 und nachdächten, wie Ihr der mutwilligen Gewalt Euch entledigen könntet. Ohne Zweifel würde Euch Gott nicht verlassen und die Unbilligkeit dämmen helfen, wertn wir ihn von Herzen anrufen!" 5. Als Albrecht I. ermordet war (§. 35, 2), nahmen seine Gemahlin Elisabeth, eine Tochter des Herzogs Meinhard von Kärnten, und ihre Tochter Agnes, die bereits damals verwitwete Königin von Ungarn war, wegen des Kaisers Tod blutige Rache. Rudolf von Wart, welcher keine Hand an den Kaiser gelegt hatte, aber bei dem Morde zugegen gewesen war, fiel den Häschern der Kaiserin in die Hände und wurde zum Tode verurteilt. Man band den Unglücklichen an den Schweif eines Pferdes, schleifte ihn zu der Stelle hin, wo der Mord geschehen war, und räderte ihn lebendig. Rudolf von Wart schmachtete drei Tage und drei Nächte auf dem Rade, während seine treue Frau, eine geborne von Palm, ohne Unterlaß für die Seele ihres Gatten betete und ihm in feiner Todespein durch Wort und That Mut und Trost einflößte. Sie begab sich nach dem Tode Rudolfs in das Frauenkloster nach Basel, wo sie bald nachher starb. Der Blutdurst der beiden Königinnen ging so weit, daß sie, da man sich der Mörder selbst nicht bemächtigen konnte, mit Verleugnung jedes weiblichen Gefühls die unschuldigen Verwandten, Freunde, Diener und Unterthanen derselben mit unmenschlicher Grausamkeit verfolgten, ihre Güter einzogen und von dem Erlöse derselben an der Stelle des Mordes das Kloster Königs-seiden stifteten, in welchem Agnes mit dem Scheine der Heiligkeit lebte. Damals sagte ihr ein frommer Einsiedler, namens Bert-hold Strobel: „Gnädige Frau, es ist ein schlechter Gottesdienst, wenn man unschuldig Blut vergießt und aus dem Raube Klöster stiftet; Gott hat mehr Gefallen an Gütigkeit und Erbarmen." 6. Unter Ludwigs des Bayers Regierung zieht eine Frau unsere Aufmerksamkeit auf sich, deren Name keinen guten Klang hat, Margareta Maultafch. Margareta Maultasch war die Tochter des Herzogs Heinrich von Kärnten und im Jahre 1316 geboren. Ob sie ihren seltsamen Beinamen von dem Schlosse Maultasch in Tirol erhielt oder von ihrem mißgestalteten Mund, ist ungewiß. Ein Zeitgenosse schildert sie als sittenlos, herrschsüchtig, wild, unruhig und feurig. Sie heiratete zuerst den Sohn des böhmischen Königs Heinrich und lebte mit ihrem Gemahle, der jünger als Margareta und ein schwacher, träger und schläfriger Herr war, höchst unglücklich, sodaß sie mit Hilfe des Kaisers Ludwig des Bayern (Z. 36,2),

8. Geschichte des Mittelalters - S. 266

1888 - Wiesbaden : Kunze
266 Vierte Periode des Mittelalters. ergriffen und schwer verwundet von den Engländern nach Rouen gebracht. Vier Monate saß sie hier bei Wasser und Brot, mit schweren Ketten belastet und dem Spotte frecher Wächter ausgesetzt. Ein Gericht klagte sie der Zauberei und Abgötterei an, und da die Engländer aus Rache für die gegen sie verlorenen Schlachten ihren Tod beschlossen hatten, so wurde der Prozeß auf die ungerechteste Weise geführt: ihre Aussagen wurden entstellt, die Akten gefälscht. Johanna erklärte sich bereit, sich allem zu unterwerfen, was die Kirche befehle. Sie schwor ihre angeblichen Zaubereien ab und gelobte, nie wieder männliche Kleidung anzulegen. Allein man nahm ihr die weibliche Kleidung aus dem Kerker weg, und sie war genötigt, wieder zu dem kriegerischen Gewand zu greifen. Dies betrachtete man als einen Ruckfall in ihre vorige Ketzerei und sprach das Todesurteil über sie aus. Am 30. Mai 1431 früh 9 Uhr wurde sie, bedeckt mit einer Mütze, auf welcher die Worte „Rückfällige Ketzerin" standen, zu Rouen auf den Marktplatz geführt und dem weltlichen Arm übergeben. Sie kniete nieder, betete zu Gott und allen Heiligen, beteuerte laut ihre Unschuld und die Wahrhaftigkeit der gehabten Erscheinungen, bat alle Menschen um Verzeihung für etwaige Beleidigungen und rief ein solche Rührung hervor, daß das ganze Volk weinte. Langsam näherte sich ihr die Flamme, bis sie endlich unter dem lauten Rufe „Jesus" den Geist ausgab. Ihre Asche wurde in die Seine gestreut, um ihr Andenken zu vertilgen; aber 24 Jahre später kam das ungerechte Verfahren der Richter zutage, der Prozeß wurde geprüft und Johanna für unschuldig und rechtgläubig erklärt. Nachdem sich der Herzog von Burgund mit Karl Vii. ausgesöhnt hatte, erhielten die französischen Waffen das Übergewicht über die englischen. Die Engländer wurden nach einer letzten vergeblichen Anstrengung auf Ca lais und die normannischen Inseln im Kanal beschränkt. Der Krieg endete 1453 ohne Friedensschluß, weil in England selbst ein Kampf zwischen der roten und weißen Rose entbrannte. Karl Vh. trat den Beschlüssen des Baseler Konzils bei und befestigte dadurch feine Stellung gegenüber dem Papste. Ein Söldneraufstand veranlaßte ihn, ein stehendes Heer zu begründen und eine bleibende Kriegssteuer einzuführen. Sein Sohn Ludwig Xi. (1461 — 1483) wurde durch seine kaltherzige, hinterlistige Politik der Begründer der absoluten Monarchie in Frankreich. Er besiegte seine Vasallen, die sich zu einem „Bunde des öffentlichen Wohles" gegen ihn vereinigt hatten, fiel aber feinem gefährlichsten Gegner, Philipps des Guten Sohn Karl dem Kühnen von Burgund, in die Hände; doch erlangte er durch niedrige Schmeichelei

9. Geschichte des Mittelalters - S. 20

1888 - Wiesbaden : Kunze
20 Aus der deutschen Vorzeit. Ausgang des Krieges zu feiern, langte eine höchst unerwartete Trauerbotschaft bei Hofe an. Die Römer waren in Germanien seit längerer Zeit bestrebt, die Bewohner allmählich römischen Sitten und Gesetzen zuzuwenden. Die Germanen fügten sich auch der neuen Lebensweise, kamen auf die Märkte und pflogen friedlichen Umgang mit den Römern, ohne jedoch die Sitten der Väter, die Gebräuche des Landes, die Liebe zur Freiheit und zu den Waffen zu verleugnen. Als Kaiser Augustus den Quinctilius Varus, welcher in Syrien Statthalter gewesen war und sich durch Erpressungen aller Art bereichert hatte, in jene Gegenden schickte, versuchte derselbe, die Germanen rasch zu römischen Unterthanen umzubilden. Er bezog mit drei der besten römischen Legionen im Lande der Cherusker unweit Minden an der Weser ein Lager, welches den Mittelpunkt der römischen Niederlassungen bilden sollte. Es war angefüllt mit römischen Beamten, Advokaten, Kaufleuten, Weibern, Kindern und Kriegern. Hierher berief Varus die deutschen Fürsten wie an ein Hoflager des Kaisers, hierher verlegte er die Märkte, hier hielt er Gericht und schlichtete nach römischem Rechte, in römischer Sprache und mit römischen Anwälten die Streitigkeiten der Germanen. Zudem erpreßte er, wie von Unterthanen, Tribut, verhängte öfters entehrende Strafen, z. B. Rutenstreiche, und vollzog zuweilen auch Todesurteile. Diese Anmaßung kränkte das Freiheitsgefühl der Germanen, empörte Fürsten und Volk und erfüllte sie mit unauslöschlichem Hasse gegen die fremde Zwingherrschaft. Leider ergriffen aber viele edle Germanen aus eigennütziger Absicht Roms Partei, vor allen ©egest, aus dessen Gebiet das römische Lager stand. Er fühlte sich geschmeichelt, daß er das römische Bürgerrecht und sein Sohn eine Priesterstelle erhalten hatte. Hermann. Ganz anders dachte Hermann oder, wie ihn die Römer nannten, Arminius, ein Cheruskerfürst, der Sohn des Sigis-mar, dessen Gebiet rechts von der Weser lag. Hermann war ein schöner, kräftiger und tapferer Jüngling, von raschem Sinne und hoher Geisteskraft. Wie Marbod, hatte er in Rom sich geistig und körperlich ausgebildet und in den römischen Kriegen so hervorgethan, daß der Kaiser ihm nicht nur das römische Bürgerrecht, sondern auch die Ritterwürde verlieh. Aber Hermann bewahrte dabei dem Heimat-lande seine Liebe, Treue und Ehre. Als er an die Weser zu den ©einigen zurückgekehrt war, bemerkte er die Bedrückungen seiner Landsleute. Seitdem strebte er nach dem hohen Ruhme, sein Vaterland zu befreien. Er suchte vor allem den römischen Statthalter land-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 91 binden und blenden, sodaß der Unglückliche starb. Doch vergeblich vergeudete Irene jetzt ihre Schätze, um die Gunst des Volkes sich zu bewahren, vergeblich suchte sie eine Verbindung mit Karl dem Großen — die Rache nahte. Sie wurde des Thrones für verlustig erklärt, nach der Insel Lesbos gebracht und daselbst scharf bewacht, bis sie den Qualen ihres bösen Gewissens und den früher nie gekannten Entbehrungen im 51. Jahre ihres Lebens erlag. 8. Seitdem Mohammed (§. 12) seine Lehre im Orient verkündet hatte, war dort das Los der Frauen gesetzlich festgestellt, freilich in einer Weise, welche mit dem Herkommen bei den Orientalen übereinstimmte. Das Religionsbuch der Moslemin, der Koran, spricht ohne alle Achtung von den Frauen, gleich als ob sie der eigentlichen Menschenrechte entbehrten. Viele Moslemin bezweifeln, ob die Frauen Seelen haben, und ob sie an den Freuden des Paradieses teilnehmen dürfen. Die mohammedanischen Frauen dürfen sich in Gegenwart des Mannes nicht setzen, noch weniger essen; sie bewohnen einen abgeschlossenen Teil des Hauses, welcher nach dem Garten geht und mit hohen Mauern eingeschlossen ist. Sie dürfen sich ohne Schleier nie zeigen, ohne zahlreiche Begleitung nicht ausgehen, außer in das Bad, zu einer Feierlichkeit oder zu einer Freundin. Dabei führen sie ein langweiliges, einförmiges Leben. Geistige Beschäftigung kennen sie nicht; die Geschäfte der Haushaltung besorgen Sklavinnen. Sie kennen kein höheres Streben; Putz und Genuß ist alles, was sie wünschen. Darum fehlt ihnen auch Feinheit der Sitte, Anmut in der Unterredung und geistige Durchbildung. Dagegen trifft man Weichlichkeit, Trägheit, Geldgier, Herrschsucht, Neid, Eifersucht und eine Menge anderer widerlicher Eigenschaften, welche durch Schönheit und Gestalt niemals ausgewogen werden können. Ihr ganzes Leben lang bleiben sie Kinder am Verstände und werden darum auch vor dem Gesetze als Kinder betrachtet, welche keinen eignen Willen haben. Väter, Brüder oder männliche Verwandten sind die Gebieter der Mädchen. Bei der Verheiratung übernimmt der Mann dies Amt und zwar der Mann, welchen sie vor der Vermählung nie gesehen haben, und der durch die Ehe das Recht erhält, sie nach Belieben zu geißeln, einzukerkern, zu verstoßen oder wieder aufzunehmen. Nur in solchen Fällen, wo bei hoher Abkunft oder großem Vermögen die Braut sich einen besonderen Heiratsvertrag ausbedungen hat, sind die Rechte des Mannes beschränkt, und die Frau sieht sich nicht ganz seiner Willkür preisgegeben. Etwas günstiger gestaltete sich allerdings die Lage der Frauen
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